Ein - nicht nur - regionales Highlight

Zweifelsohne sind es die Rheinlandschaft und der weite Blick auf das Siebengebirge mit dem Drachenfels und dem Schloss Drachenburg, die den Fokus in dieser Arbeit bilden.

Die beiden Künstler Hugo Mühlig (1854 – 1929) und Adolf Lins (1856 – 1927) verband nicht nur die Malerei, sondern ebenso eine jahrzehntelange enge Freundschaft. Obwohl sich die beiden Künstler charakterlich nicht ähnelten - Lins war eindeutig der lebhaftere und für seinen Humor bekannt - verband die beiden Künstler die gemeinsame Motivwelt eng miteinander. Gemeinsam unternahmen sie Reisen an Orte wie den Niederrhein und, wir für die hier angebotene Arbeit nach Bad Godesberg. Dabei war es wohl der lebhaftere Lins, der für viele dieser Reisen die Initialzündungen gab.

Bei dieser Auftragsarbeit des Zuckerfabrikanten Karl vom Rath, dargestellt gemeinsam mit seiner Gattin Elisabeth, handelt es sich um vielmehr als um ein Porträt des Industriellenpaares. Zweifelsohne sind es die Rheinlandschaft und der weite Blick auf das Siebengebirge mit dem Drachenfels und dem Schloss Drachenburg, die den Fokus in dieser Arbeit bilden. Die Balustrade der Terrasse der Villa in der Kurfürstenallee 9 in Bad Godesberg trennt das Werk in zwei Ebenen. Der Vordergrund wird dominiert von der prachtvollen Bepflanzung der Terrasse.
Dass das Paar sehr weit an den rechten Rand gerückt sitzt und nur ein Drittel der Terrasse einnimmt, unterstreicht die Größe dieser und des Anwesens allgemein zusätzlich. Die Blätter der Kletterpflanzen haben sich bereits verfärbt, sodass anzunehmen ist, dass es sich um einen Tag im Spätsommer handelt. Auch vereinzelte Blätter auf dem Terrassenboden lassen die Annahme zu, dass der Herbst naht.

Der malerische Blick in den Hintergrund erstreckt sich vom Petersberg, mit seinem 1892 eröffneten Hotel, bis zum Drachenfels mit seiner berühmten Burgruine. Die gesamte Landschaft ist lichtüberflutet und erweckt jenen Stolz des Rheinlandes, der bereits seit der Rheinromantik seit Ende des 18. Jahrhunderts vorherrscht und in zahlreichen Motiven seine Anerkennung findet.

Hugo Mühlig und Adolf Lins verlieren sich nicht in minutiöser Wiedergabe des Naturvorbildes, stattdessen ist es die impressionistische Licht- und Farbwirkung in für Mühlig gewohnter Manier, die hier die Stimmung des sonnigen Tages wiedergibt.

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Hugo Mühlig (1854 – 1929) wurde am 9. Dezember 1854 in Dresden als Sohn des Landschaftsmalers Meno Mühlig geboren. Seine erste akademische Ausbildung erhielt er an der Akademie der bildenden Künste in Dresden. Ab 1877 wurde er Meisterschüler von Paul Viktor Mohn. Im Jahr 1881 zieht es ihn nach Düsseldorf, wo er ab 1887 Mitglied des Künstlervereins Malkasten wird und zu einem der bedeutendsten international geschätzten Maler der späten Düsseldorfer Schule avancierte. Seine Werke stellte Hugo Mühlig bereits zu Lebzeiten einem internationalen Publikum vor. Zum Beispiel im Londoner Kristallpalast 1889 oder auf der Pariser Weltausstellung 1900. Am 16. Februar 1929 verstarb der Künstler in Düsseldorf.

Adolf Lins (1856 – 1927) wurde 21. Oktober 1856 in Kassel geboren. Im Alter von dreizehn Jahren verlor der Künstler seinen Vater, sodass die Mutter allein für die Kinder aufkommen musste. Sie ermöglichte ihm ab 1872 das Studium an der Kunstschule in Kassel bei Friedrich Müller, der zum Kreis der Nazarener gehörte. 1877 beschließt Lins, ermutigt durch Malerkollegen, nach Düsseldorf zu ziehen. Dort wird er Mitglied des Künstlervereins Malkasten. In den 1880er Jahren entstanden bevorzugt Bach- und Weidelandschaften, ebenso Darstellungen von Federvieh, was ihm den Spitznamen „Gänse-Lins“ einbrachte. Die Landschaft rückt vermehrt in den 1890er Jahren in den Vordergrund. Am 26. März 1927 verstarb der Künstler in Düsseldorf.

 

(Anna Katharina Erdkamp MBA)

 

 

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Lot 1536 Hugo Mühlig (1854 - 1929) und Adolf Lins (1856 - 1927) "Blick auf das Siebengebirge mit Drachenfels von der Terrasse der Villa Kurfürstenallee 9 in Godesberg", Öl auf Leinwand, 123.5 x 76 cm
Hugo Mühlig, 1884 (aus: Baeumerth/Körs, Hugo Mühlig. Leben und Werk, Abb. S. 2)
Petersberg, mit seinem 1892 eröffneten Hotel, bis zum Drachenfels mit seiner berühmten Burgruine
Adolf Lins in seinem Atelier (aus: Baeumerth/Körs, Hugo Mühlig. Leben und Werk, Abb. S. 26)
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